
Eine Reise nach Luxemburg – Was ich in 4 Tagen gelernt habe
“Und was machen wir jetzt mit dem Urlaub?” fragte ich meinen Freund auf der Rückreise aus Prag. Er hatte gerade seine Prüfungsphase hinter sich gebracht, ich das Vorstellungsgespräch für meine Traumstelle und nach einem Wochenendtrip nach Prag würden wir in der kommenden Woche eine volle Woche Urlaub haben. Aufgrund des ganzen Stress hatten wir allerdings ausnahmsweise nichts geplant.
Am Ende sind wir in Luxemburg gelandet und haben richtig viel erlebt. Was das mit Persönlichkeitsentwicklung zu tun, darum soll es in diesem Blogpost gehen.
Warum wir am Ende nach Luxemburg gereist sind

Letztlich haben wir dann zwei Tage vor Abfahrt eine Reise nach Luxemburg gebucht. Jetzt ist Luxemburg vielleicht nicht das erste Land, dass dir für deinen Sommerurlaub einfällt und ich bin ehrlich – das war bei mir genauso. Doch als wir gerätselt haben, wo wir vielleicht hinfahren könnten ohne den ganzen Urlaub unterwegs zu sein, kam uns eine Fahrradmesse wieder in den Sinn, die wir im März besucht hatte. Partnerland des Veranstalters: Luxemburg. Deshalb hatten wir ein Haufen Prospekte zum Wandern und Radfahren in Luxemburg zuhause rumliegen. Eine schnelle Recherche zeigte: in nicht mal 4 Stunden ist man mit der Bahn dort. Perfekt also.
Lektion 1: Spontanität lohnt sich
Vor wenigen Jahren noch wäre es für mich allerdings undenkbar gewesen eine Reise so kurzfristig zu buchen. Ich war schon immer eher der Typ “Planung”, aber besonders bei so großen Dingen wie einer Reise musste ich eigentlich schon Monate im voraus Bescheid wissen – alles andere hätte mich zu sehr verunsichert. Zum Glück durfte ich die letzten Jahre viel wachsen und mittlerweile ist eine spontane Reise überhaupt kein Problem mehr. Das hat aber viele kleine Schritte aus der Komfortzone raus gebraucht, bis ich dort angekommen bin.
Luxemburg Stadt - ein kleines Highlight ganz nah

Ich hatte ehrlicherweise keine große Vorstellung von Luxemburg – weder als Land noch als Stadt. Es war auch nicht gerade einfach auf meinem liebten Reiseplanungstool Pinterest etwas dazu zu finden. Da half nicht unbedingt das Stadt und Land denselben Namen haben. Also habe ich kurzerhand eine Bekannte angeschrieben, die aus Luxemburg stammt und sie nach Tipps gefragt.
Das hat sich auf jeden Fall total gelohnt. Luxemburg ist eine tolle Stadt. Es lohnt sich dort hin zu fahren. Es gibt richtig viel zu sehen, die Stadt ist total grün und durch die verschiedenen Ebenen auch keineswegs so überlaufen wie man das von anderen Städten kennt. Das coole ist: von Bonn aus sind es nur knapp 4 Stunden mit der Regionalbahn. Mit Deutschlandticket ist die Anreise sogar komplett kostenlos, weil in Luxemburg der ÖPNV in der zweiten Klasse komplett kostenfrei ist.
Lektion 2: Richtige cool Urlaubsziele können auch ganz nah sein.
Wandern im Nationalpark Our

Am nächsten Tag sind wir dann aber trotzdem weitergefahren, weil wir gerne möglichst viel vom Land sehen wollten. Am Abend hatten wir uns ein Tiny House auf einem Campingplatz gebucht, aber vorher sollte es noch eine kleine Wanderung geben. Wir hatten uns eine Wanderung aus dem Internet rausgesucht, die anstrengend, aber sehr gut machbar klang. Da ich das erste Mal mit Mehrtagesgepäck wandern wollte, sollte es nicht zu schwierig werden. Spoiler: Am Ende des Tages war ich fertig mit den Nerven.
Neben der Tatsache, dass das Gepäck mir insbesondere bei stufigen Anstiegen zu schaffen machte, war die Strecke dann doch deutlich länger als gedacht. Wer schonmal jenseits seiner sportlichen Fähigkeiten wandern war, weiß, dass irgendwann die Konzentration darunter leidet. Ich brach dann in ein Loch ein, dass unter Gras versteckt lag und schlug mir das Knie auf. Doch damit nicht genug – wenig später fing es an zu regnen – und ich meine hier kein kleines Nieseln. Innerhalb weniger Minuten waren wir nass bis auf die Unterwäsche und der Boden verwandelte sich in eine schlammige Rutschpartie. Kompliment an meinen Freund an dieser Stelle, der mich motiviert und mich irgendwie wieder diesen Berg runterbekommen hat. Als wir endlich die rutschigen, schmalen Schlammwege und kniehohen Steinabstiege hinter uns hatten und eine “Waldautobahn” erreicht haben, habe ich vor Erleichterung geweint.
Lektion 3: Du kannst weit über dich hinauswachsen, aber wenn du einen riesen Schritt aus der Komfortzone machst, dann kostet das viele mentale Reserven.
Kleine Wanderungen zum Krafttanken

Nach einer guten Mütze schlaf, war ich am nächsten Tag wieder bereit weiter zu wandern. Unter einer Bedingung: es durfte diesmal gerne kürzer sein. Also wanderten wir kurzerhand zu einem nahegelegenen Schloss, um von dort den Bus zu unserer nächsten Unterkunft zu nehmen. So konnte ich mich in Ruhe regenerieren und wir am Nachmittag noch einmal eine kleinere Wanderung, diesmal aber ohne Gepäck, einlegen. Insgesamt waren wir damit auch an diesem Tag wieder fast 4 Stunden wandernd unterwegs. Aber ich konnte viel besser regulieren wieviel ich schaffen konnte.
Lektion 4: Es darf aber auch mal weniger sein und du dir eine Pause gönnen.
Kleine Wolken am Horizont

Als wir am letzten Tag unseren Weg zur nächsten Wanderstrecke hinter uns brachten, erhielt mein Freund eine Nachricht von unserer Hausverwalterin, die uns die Laune hätte verderben können. Doch nach einer kurzen, etwas wütenden Unterhaltung, ließen wir das Thema hinter uns und konnten den letzten Wandertag noch genießen.
Lektion 5: Schaue nicht im Urlaub in deine Nachrichten. Das kann warten.
Und so haben wir in nur vier Tagen unfassbar viele Erlebnisse gehabt, die uns noch länger begleiten werden. Ich glaube, dass ist eine Erkenntnis, die ich immer wieder bei Kurztrips habe: kurze Reisen lohnen sich, weil auch in wenigen Tagen viel erlebt werden kann.

